Was macht uns glücklich und was nicht? Eine interessante Frage in diesen Tagen.
Für mich ist das Glas eher halb voll als halb leer, auch und gerade in diesen schwierigen und ungewohnten Tagen von Covid-19. Ich gebe zu, ich fühle mich etwas im Vorteil. Es hat mir als Kind schon wesentlich mehr Spaß gemacht mich zu Hause aufzuhalten als im Freien herum zu toben.
Natürlich fand ich es auch mal ganz spannend mit anderen Jungs zu kicken oder mit der Familie an den Strand zu gehen, aber zu Hause fand ich es schon immer am schönsten.In aller Ruhe ein Buch von Anfang bis Ende durch zu lesen, war für mich das Größte. Eine Reizüberflutung durch externe Inhalte war in den 1960er und 70er-Jahren in Portugal nicht möglich. Dort bin ich geboren und habe ich fast bis zum 11. Lebensjahr gelebt.
Fernsehen (ausschliesslich 1 Kanal) war nur in Schwarz-weiß möglich, Radio für ein Kind eher nichts, Internet und soziale Netze oder Medien noch nicht erfunden. Also war Selbstbeschäftigung angesagt.
Meine Mutter als selbstständige Schneiderin und Hauptverdienerin im Haus, hatte nach der Schule keine Zeit sich mit mir zu befassen und ich fand es auch nicht weiter schlimm, denn allein konnte man sich viel besser etwas ausdenken, ohne dass einem jemand dazwischen funkte.
Vater fuhr damals, auf Handelsschiffen, zur See und kam nur einmal im Jahr nach Hause. Meine 4 Jahre jüngere Schwester war noch viel zu klein um mit mir zu spielen. Also überlegte ich mir immer wieder womit ich mich am besten beschäftigen konnte und was mir Spaß machen würde.
Diese Fähigkeit begleitet mich bis heute, worüber ich sehr glücklich bin. Wenn ich mich ab und zu mit den sozialen Netzwerken befasse und manche Kommentare lese, dann macht mich das teils nachdenklich und traurig, dass so viele Menschen nicht ohne diese ständige Reizüberflutung auskommen. Was machen wir heute? Wie fülle ich meinen Tag aus? Was kann ich mir anschauen? Was wird mir heute an Entertainment geboten? Jede Sekunde ist verplant.
Diese Fragen stellen sich zur Zeit nicht, jedenfalls für die meisten. Menschen, die im Alltag voll eingespannt sind und sehr oft über Zeitmangel klagen. Sie haben nun Zeit im „Überfluss“, aber wohin damit?
Ich hoffe und wünsche mir, dass diese schwierige Situation ein wenig dazu führt, dass wir alle uns bewusster werden über die Tatsache, dass das Leben an sich, das wertvollste Gut ist das wir besitzen. Ungeachtet dessen wie viel Zeit wir, womit auch immer verbringen.